Bernhard Waas hat Messe eines längst vergessenen Burghausers bearbeitet – Erinnerung an Gastspiel Bruckners

Burghauser Anzeiger 31. Mai 2001 von Anke Sauter

Burghausen. Eine Wieder-Uraufführung gibt es am Pfingstsamstag: Für das Konzert in der Jakobskirche hat Bernhard Waas einen fast vergessenen Burghauser Komponisten ausgegraben.

Es gibt keine Hartdobler-Schule, keine Hartdobler-Straße, nicht einmal einen Hartdobler-Weg. So gründlich hat man ihn vergessen, den Kirchenmusiker, der heuer vor 150 Jahren gestorben ist. Auch Bernhard Waas hat erst vor kurzem von ihm erfahren – dann aber ließ Hartdobler ihm keine Ruhe. Für das nächste Konzert des Kapuzinerchors hat Dirigent Waas eine Messe Hartdoblers ausgewählt.

Dabei hätte der 1774 in der Nähe von Simbach geborene Georg Hartdobler seine Leben lang gern die erste Geige – oder besser: die erste Orgel  - gespielt in Burghausen. 1794 war er hierher gekommen, um die Stelle als 2. Choradstant anzutreten – unter der Bedingung, dass er Katharina Hueber, die Tochter des verstorbenen Chorregenten, heiratete. „Diese Verbindung war damals nicht unüblich“, schmunzelte Waas.

50 Jahre war Hartdobler in St. Jakob tätig, sechs Chorregenten sah er kommen und gehen. Mehrmals hat er sich selbst auf diese Position beworben – ohne Erfolg. Der Grund: Um mehr Gehalt zu bekommen, wollte Hartdobler zugleich Regent und Organist sein, was den Entscheidungsträgern nicht gefiel.

Die Sorge um das liebe Geld hat Hartdobler nie losgelassen. Schulunterricht, Privatstunden, Notenstechen – mit derlei Nebentätigkeiten versuchte er, sich finanziell über Wasser zu halten. Seine eigenen Kompositionen haben ihn wohl auch nicht reich gemacht. Überliefert ist lediglich eine Messe, die laut Bernhard Waas wahrscheinlich nie aufgeführt worden ist.

„Da waren furchtbare Satzfehler drin“, erklärt Waas. Fast 60 Stunden Arbeit habe er investiert, besonders schwierig sei gewesen, den Text in der Komposition unterzubringen. Bei der Aufführung in St. Jakob wirkt auch ein Nachfahre Hartdoblers mit: Gunther von Mitis ist ein Ururenkel des Kirchenmusikers. Er spielt die erste Geige.

Festliches Kirchenkonzert, Leitung: Bernhard Waas; Messe von Georg Hartdobler, Tonat coelum cum furore von Gaetano Piazza, Werke von Anton Bruckner; mit Erika Peldszus-Mohr (Sopran), Eva-Maria Kreckl (Alt) und Heinrich Wimmer (Orgel), dem Chor der Kapuzinerkirche, Mitgliedern des Burghauser Kirchenorchesters; Samstag, 2. Juni 2001, 20 Uhr, Stadtpfarrkirche St. Jakob

Bruckner in Burghausen

Burghausen. Die Notiz im Österreichischen Bürgerblatt vom 14. September 1856 ist klein, aber bedeutsam. Denn sie ist der einzige Beleg dafür: Anton Bruckner war in Burghausen. „In den hiesigen Zeitungen habe ich darüber nichts gefunden“, sagt Bernhard Waas. Wie er selbst davon erfahren hat, daran kann sich Waas selbst nicht mehr erinnern. Seine Neugier jedoch war geweckt, er machte sich auf die Suche. In einem Linzer Forschungsinstitut wurde er fündig. Aus dem Artikel im Bürgerblatt geht klar hervor, warum Anton Bruckner auf dem Heimweg nach Salzburg ausgerechnet in Burghausen Halt machte, wo er „durch seine große Fertigkeit im fugierten Spiele die Bewunderung der anwesenden Fachmänner und Musik-Kunstfreunde“ erntete: Die nach dem Kircheneinsturz neu gekaufte Frosch-Orgel hatte es dem Meister angetan. Welches Stück Bruckner spielte, ist nicht überliefert, dafür ein Loblied auf die frühere Jakobskirchen-Orgel: „Das gediegene Werk bildet eine Zierde der Kirche und gereicht dem Meister zur Ehre.“