Musikalische Kostbarkeiten bei der 46. Adventmusik in der Kapuzinerkirche St. Anna (2017)

Burghausen. Besinnung, sorgsam gepflegte Musikkultur und Spendenbereitschaft gehen in den weithin beliebten Adventsmusiken in der Kapuzinerkirche St. Anna eine ideale Verbindung ein. So auch am Samstagabend und Sonntagnachmittag, als Chor und Orchester der Kapuzinerkirche, flankiert von Heinrich Wimmer an der Truhenorgel, erlesene musikalische Kostbarkeiten darbrachten.

Ausgewählt hatte diese Bernhard Waas, der krankheitsbedingt als Chorleiter ausfiel, von Erika Peldszus-Mohr aber würdig vertreten wurde. Verbindende Texte trug Bruder Georg Greimel zwischen den drei Musikteilen vor. Ein Brückenschlag mit Worten im doppelten Sinn, denn auch vom Reformator Martin Luther vertretene Glaubensinhalte fanden in den Betrachtungen des Sprechers ungeteilte Zustimmung.

So tauchte das feinfühlig gesungene „Veni redemptor gentium“ des Passauer Komponisten Leonhard Paminger für gemischten Chor wohl nicht zufällig im Programm auf. War es doch Martin Luther selbst, der Paminger, welcher ebenso dem Reformationsgedanken nahestand, als treugläubigen Lehrer der christlichen Jugend lobte.

In der Folge könnte man auch dem vom Orchester angestimmten berühmten Kanon von Johann Pachelbel symbolische Bedeutung beimessen, wollte man in den polyphonen Stimmverzweigungen ein Sinnbild der Konfessionen auf der Suche nach Harmonie entdecken. Augenblicke von edler Weihnachtspoesie erfüllten die Kapuzinerkirche dann in den träumerischen Chorsätzen „Und unser lieben Frauen“ (Bearbeitung Oliver Sperling, 2009) und „Maria durch ein Dornwald ging“ von August von Haxthausen (1850).

Machtvoll erklang das vom reformatorischen Geist geprägte Lied „Mit Ernst, o Menschenkinder“, eine Weise aus dem Erfurter Gesangbuch von 1553. Ein leicht schwebender Kontrast dazu stellte sich mit zwei Sätzen aus Telemanns Concerto a-Moll ein, die das Flötentrio Katharina Kaiser, Dr. Erwin Schiedermaier und Gudrun Stangassinger mit bewundernswerter Leichtigkeit verströmte.

Dem Männerchor oblag es, mit ausbalanciertem Stimmwerk auf den „Morgenstern der finstern Nacht“ hinzudeuten, den Willy Trapp in dichter Klangfolge vertont hatte. Die damit verbundene Hoffnung auf Erlösung scheint auch im Spiritual-Klassiker „Go down Moses“ auf, den der gemischte Chor in einem recht spannend gestalteten Satz von Albert Hosp aufbereitete.
Großmeister Heinrich Schütz ist das Chorlied „Verleih uns Frieden gnädiglich“ zu verdanken, dessen monumentale Klangfülle von einer in schnellen Dreiachtel dahineilenden glanzvoll musizierten Telemann’schen Orchester- Pastorelle abgelöst wird. Darauf- hin ließ der Chor, die Harmonien in Felix Mendelssohn-Bartholdys „Jauchzet dem Herrn, alle Welt“ auskostend, die Zuhörer tief ins Zeitalter der Romantik eintauchen. Georg Friedrich Händels Messias entstammt das Lied „Denn es ist uns ein Kind geboren“. Chor, Orchester und Orgel huldigten damit abschließend gemeinsam der Ankunft des Herrn.

Mit reichen Spenden für Projekte der deutschen Kapuzinerprovinz bedankten sich die Besucher für die Aufführung. Zum finanziellen Erfolg zugunsten des sozialen Zwecks trug auch ein Weihnachtsbasar bei, der nach dem Konzert für Besucher bereit stand. − Bernhard Furtner