Burghauser Anzeiger, 30.10.2007

Burghausen. Das Orgelkonzert zu Ehren des in den Ruhestand verabschiedeten Stadtpfarrers Siegfried Herböck fand in der fast auf den letzten Platz besetzten Stadtpfarrkirche St. Jakob statt. Organist Heinrich Wimmer widmete seinem langjährigen Weggefährten eine Eigenkomposition – eine Fantasie und Fuge über die Töne der Glocken der Burghauser Jakobskirche. Ganz leise erklang zuerst die Josefsglocke, der die Speisglocke folgte, dann kamen der Reihe nach die Christlehrglocke, Zwölfuhrglocke, Jakobusglocke und Friedensglocke, der dann das volle Geläute der Kirche folgte. Selten wohl hatten die Gläubigen der St. Jakobsgemeinde ihre Glocken einmal zusammen gehört. In der einfallsreichen Komposition zog Wimmer die jeder Glocke gemäßen Register und schuf damit eine eigenwillige und höchst sublime Darstellung der hellen Glockenklänge. Zu Beginn des Abschiedskonzertes hatte Wimmer ein Capriccio von Joh. Seb. Bach über die „Abreise des geliebten Bruders“ gestaltet – verhalten und schmerzlich, bis hin zu vergnügter Ausgelassenheit.

Heinrich Wimmer gab weiter Komponisten die Ehre, die zeitweise ihre Wirkungsstätte in Burghausen hatten. Von Max Keller (1770-1855) spielte er sechs Galanteriestücke. Aufregend ein an einen Hummelflug erinnerndes Allegro. Von Christoph Lorenz Kagerer (1886-1957) gestaltet der Organist in gewohnter Meisterschaft zwei eigenwillige, exzentrische und höchst interessante Kompositionen.

In schönster Weise bereichert wurde das Abschiedskonzert von dem Chor der Kapuzinerkirche St. Anna unter der inspirierenden Stabführung von Bernhard Waas. Wunderschön und ergreifend sang der Chor „Denn er hat seinen Engeln befohlen“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy und „Ave Maria Stella“ von Edvard Grieg. Mit starker Empfindung gestaltete Bernhard Waas „Christus factus est“ von Anton Bruckner. Drei zeitgenössische Chöre von Maurice Duruflè und Albert de Klerk waren mit zarter Poesie nachempfunden. Die Jazzmotette „Jubilate Deo“ von Joh. Matth. Michel wurde zu einem Zuckerl. Pfarrer Herböck fand am Ende des Konzertes bewegende Abschiedsworte für seine Gemeinde und wurde mit dem wunderschön gesungenen Volkslied „Ade nun zur guten Nacht“ belohnt. Lang anhaltender und dankbarer Beifall erfolgte.

Eva Friedrich Thoma