Uraufführung von Heinrich Wimmers Chorwerk - Eingebettet zwischen Händel

Burghauser Anzeiger, 15.09.2009, Bernhard Furtner

Burghausen. Nur ungern lässt sich der Organist von St. Jakob, Heinrich Wimmer, als Komponist titulieren. Die Bescheidenheit des musikalisch versierten Orgelvirtuosen kann indes auf Dauer nicht verhindern, dass seine Kompositionen Musikkenner respektvoll aufhorchen lassen. So durfte der Tonkünstler am Samstag nach der Uraufführung seines „Sonnengesang des Franziskus von Assisi“ - und wohl auch nach der Wiederholung am Sonntagnachmittag - zahlreiche Gratulationen entgegennehmen, die mehr als berechtigt waren.

Auf Wunsch des Leiters des Chors der Kapuzinerkirche, Bernhard Waas, hatte Wimmer den Sonnengesang anlässlich der Vollendung der Renovierung des Gotteshauses vertont. Die zwischen Händel und Haydn würdig eingebettete Uraufführung wurde mit Spannung erwartet. 

Man hörte ein A-cappella-Chorwerk, das in sicherer Handschrift auf Basis traditioneller Kompositionstechnik entstanden ist. Wimmer versteht es, Textinhalte harmonisch raffiniert und doch ungekünstelt zu durchweben und transparent zu machen. Der Wechsel von Vorsänger und Chor zeigt frühe liturgische Elemente auf, Zitate der Gregorianik und eine weitgehend homophone Satzweise in moderner Klangkonstellation spannen einen Bogen vom Mittelalter in die heutige Zeit. 

Für den Chor, der im Wechsel mit Bariton Dr. Manfred Roider zu hören war, bedeutete diese durchaus anspruchsvolle und mitunter rhythmisch vertrackte Neuschöpfung wochenlange Probenarbeit, die sich jedoch letztendlich lohnte. Es entstand ein aussagekräftiges Werk in hoher stimmlicher Qualität und Abstimmung. Unerheblich erscheint es da, dass sich Fortissimo-Stellen gerne im Presbyterium verfingen und die ansonsten gute Akustik des Kirchenraums etwas überstrapazierten. 

Das Konzert hielt noch weitere musikalische Wohltaten bereit. So erlebte man ein ungemein einsatzfreudiges „Konzert für Orgel, Streicher, zwei Oboen und Continuo“ von Georg Friedrich Händel (250. Todesjahr). Heinrich Wimmer spornte am kleinen Orgelportativ mit fast angriffslustigem Drive das terrassendynamisch korrespondierende Orchester zu Höchstleistungen an. Barocke Prachtentfaltung!

Schließlich erklang Joseph Haydns (200. Todesjahr) monumentale „Missa Sti Bernardi 

von Offida“, in der sich Chor, Solisten (Erika Peldszus-Mohr Sopran, Sabine Beck Sopran, Dr. Franz Krähschütz Tenor, Dr. Manfred Roider Bass) und Orchester auf glückliche Weise vereinten. 

Lang anhaltender Applaus folgte jedem Programmpunkt eines denkwürdigen Konzerts, das die renovierte Kirche als Raum für geistliche Musik neu ins Bewusstsein rückte.